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Jeder dritte E-Autofahrer wechselt zurück zum Verbrenner

Der Umstieg der Bundesbürger auf Elektroautos ist nach dem Wegfall der staatlichen Kaufprämie Ende 2023 extrem ins Stocken geraten. Nur 3,9 Prozent aller Fahrzeugwechsel von Juli bis September 2024 stiegen Privatpersonen, die bislang ein Auto mit Verbrennungsmotor hatten, auf einen Pkw mit reinem Elektroantrieb um. Das ist das Ergebnis des E-Barometers der HUK-Coburg-Versicherung, das heute veröffentlicht wurde.

Jeder Zweite lehnt das Elektroauto ab

Seit Beginn des Jahres betrug der Anteil der Umsteiger sogar nur 3,6 Prozent. Gegenüber dem Stand im letzten Quartal 2023 bedeutet das einen Rückgang um rund 40 Prozent. Und die Prognosen des neuen E-Barometers lassen eine rasche und deutliche Trendumkehr kaum erwarten, sollte sich nichts an der Subventionspolitik der Bundesregierung ändern. Denn von rund 4200 repräsentativ befragten Bundesbürgern erklären fast die Hälfte (47 Prozent), dass sie reine E-Autos „weniger gut“ oder „gar nicht gut“ finden. Und 29 Prozent wollen sich erst dann ein reines Elektroauto anschaffen, wenn gesetzlich nur noch solche Fahrzeuge zugelassen werden dürfen. Immerhin aber wäre jeder Dritte auch bereit, über zehn Prozent mehr für ein reines E-Auto zu zahlen als für das gleiche Auto mit Verbrennungsmotor.

Dynamik des Umstiegs messen mit Privatkäufen

„Wir wollen mit diesem Instrument die Akzeptanz und die Umstiegsgeschwindigkeit auf Elektroautos in der deutschen Privatbevölkerung umfassend messbar machen und Entwicklungen darstellen“, erklärt Dr. Jörg Rheinländer, im HUK-Vorstand zuständig für die Autoversicherung. „So können jetzt etwa erstmalig auch Umstiegsquoten auf E-Autos und die Dynamik dieser Umstiege in der Privatbevölkerung gezeigt werden – statt etwa die pure Anzahl von neu zugelassenen E-Autos auf deutschen Straßen.“ Unter ihnen befinden sich auch viele gewerblich genutzte Fahrzeuge. Rheinländer hält die Zahl der privaten Umsteiger für aussagekräftiger, wenn es um die Durchsetzung der Elektromobilität in Deutschland geht.

Für diese Analyse fasst das neue HUK-E-Barometer vier verschiedene Faktoren auf einen Blick zusammen: Gezeigt wird für jedes Quartal der private Bestand an E-Autos und die Zu- oder Abnahme dieses Marktanteils. Daneben wird die Umsteigerquote von Autos mit Verbrennungsmotor auf reine Elektroantriebe bei Privatpersonen angegeben und auch diese Entwicklung im Zeitverlauf dargestellt. Als weitere Bausteine werden schließlich die Ergebnisse einer bundesweit repräsentativen quartalsweisen Bevölkerungsbefragung über das Panel von YouGov Deutschland aufgenommen, etwa zu Kaufabsichten für Elektroautos.

Ältere Fahrer mit den größten Vorbehalten

Nur 2,9 Prozent beträgt aktuell der Anteil von Elektroautos am Gesamtbestand der Autos in privater Hand. Für die Entwicklung dieser Quote entwickelte HUK einen Dynamik-Faktor, dessen deutlicher Rückgang im bisherigen Jahresverlauf signalisiert: 2024 wird die E-Quote wahrscheinlich nur so schwach zunehmen wie seit vier Jahren nicht mehr.

Der stärkste Indikator für die Durchsetzung der Elektromobilität ist die Umsteigerquote bei privaten Fahrzeugwechseln. Die wird als alarmierend bezeichnet, weil sie nach dem Wegfall der Kaufprämie Ende 2023 von vorher 6,2 Prozent auf nur noch 3,9 Prozent (im Schnitt des laufenden Jahres sogar nur 3,6 Prozent) auf das Niveau des Jahres 2021 zurückgefallen ist. Das HUK-Baromter erkennt hier ein grundsätzliches Akzeptanzproblem, besonders angesichts des heute viel größeren Angebots an E-Autos deren technischen Verbesserungen kann sich hier ein Akzeptanzproblem andeuten, wenn in nur vier von 100 Wechselfällen vom Verbrenner auf E-Antrieb umgestiegen wird.

Das zeigen auch die quartalsweise Bevölkerungsbefragung. Dabei gab nur knapp jeder fünfte Bundesbürger ab 16 Jahren an, dass für ihn „grundsätzlich bei künftiger Anschaffung eines Autos nur noch ein reines Elektroauto in Frage kommt“. Seit 2021 ist dieser Kaufabsichts-Wert fast unverändert. Allerdings liegt er aktuell bei Bundesbürgern unter 40 Jahren mehr als doppelt so hoch wie bei den Älteren (28 Prozent zu zwölf Prozent).

Umsteigerquote zu klein für Elektroauto-Ziel

Immerhin erklären 17 Prozent aller Befragten, dass sie in den kommenden zwei Jahren beim dann geplanten Neu- oder Gebrauchtwagenkauf auf einen Elektroantrieb wechseln möchten. Gegenüber der aktuellen Umsteigerquote von rund vier Prozent im dritten Quartal 2024 wäre das immerhin eine Vervielfachung. Die würde allerdings immer noch nicht zum Ziel der Bundesregierung führen, schon in fünf Jahren 30 Prozent aller Autos auf deutschen Straßen rein elektrisch fahren (Ziel: 15 Millionen E-Autos in 2030).

Privatpersonen steigen wieder um

Auch das Verhalten der Privatpersonen, die bereits Elektroautos gefahren haben, kann durch das neue HUK-E-Barometer beobachtet werden. Noch bis Ende 2022 hatte das Motto gegolten „Einmal Elektro-Auto – immer Elektro-Auto“. Die Treuequote der E-Fahrer lag in dieser Zeit bei rund 80 Prozent. Von denjenigen E-Fahrern, die auf einen Neuwagen umstiegen, blieben vor 2023 sogar durchgehend mehr als 90 Prozent dem Elektroantrieb treu. Und nun ist alles anders: Im laufenden Jahr 2024 wechselten mehr als ein Drittel bisheriger E-Autofahrer beim Fahrzeugwechsel zurück zum Verbrenner. (34 Prozent).

Hybrid-Fahrer werden aber nur selten E-Auto-Käufer

Ebenfalls überraschend ist die geringe Wechselquote von Hybrid-Lenkern zu Elektro-Fahrzeugen. Diese lag seit 2020 noch nie über 20 Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf 2024 fiel sie nun sogar auf durchschnittlich elf Prozent. Das Kalkül, dass Hybrid-Fahrer mehrheitlich im nächsten Schritt auf rein elektrische Fahrzeuge umsteigen, bewahrheitet sich also nicht.

Unterschiede gibt es auch beim Interesse an E-Autos zwischen vormaligen Benzin- und Diesel-Fahrern. So liegt seit mehr als drei Jahren die Elektro-Umsteigerquote von Diesel-Fahrern durchgehend über dem Wert der Benzin-Fahrer.

Der Osten hängt zurück

Das -E-Barometer erlaubt auch Vergleiche zwischen den 16 Bundesländern. So war seit Anfang des Jahres die Wechselquote von Verbrenner- zu Elektroautos in Bayern (4,1 Prozent), Schleswig-Holstein (4,0 Prozent) und Niedersachsen (3,9 Prozent) regional am höchsten. Nur etwa halb so hoch waren die Quoten dagegen bei den Schlusslichtern Sachsen-Anhalt (1,9 Prozent), Sachsen (2,1 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (2,2 Prozent). Am höchsten ist der Bestand von Elektroautos im Privatbereich aktuell in Bayern mit 3,4 Prozent. In Sachsen-Anhalt, Sachsen (jeweils 1,5 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (1,6 Prozent) liegen am unteren Ende des Rankings.

Es lebe die eigene Wallbox

Hauseigentümer sind bundesweit zudem drei Mal häufiger im Besitz eines E-Autos als Mieter (4,1 Prozent Bestandsquote gegenüber 1,3 Prozent). Und dieser Unterschied wird sich weiter vergrößern. Denn bei den Hauseigentümern lagen die Wechselquoten von Verbrennern zum E-Auto im letzten Quartal 2024 sogar vier Mal höher als bei den Mietern (aum)

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Foto: Autoren-Union Mobilität/Eon/Malte Braun

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