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Kommentar: Öl-Gewinnler bannt Benzin- und Dieselautos

In weniger als zehn Jahren sollen in Norwegen Neuwagen mit Verbrennungsmotor verboten werden. Derzeit diskutieren die Abgeordneten im Storting, dem Parlament in Oslo, eine Gesetzesvorlage, nach der ab 2025 nur noch Elektroautos und solche mit alternativen Antrieben eine Neuzulassung erhalten. Fünf Jahre später müssen auch alle Schiffsneubauten abgasfrei unterwegs sein und Flugzeuge auf Biotreibstoff umschwenken. Das alles soll dem Klimaschutz und dem Kampf gegen den globalen Temperaturanstieg dienen.

Kein Zweifel, die Norweger geben sich alle Mühe, mit ihrem Beitrag gegen die Erderwärmung ernst zu machen. Schon jetzt liegt das Sechs-Millionen-Volk im äußersten Norden Europas an der Spitze, was die Elektromobilität zwischen Skandinavien und Sizilien angeht. Der Strom für diese Fahrzeuge kommt aus sauberer Wasserkraft. Doch Mühe allein genügt nicht. Besonders dann nicht, wenn dabei das Floriansprinzip gilt: Schütz unser Haus, zünd´ andere an. Hauptsache, die anderen Länder kaufen norwegisches Öl.

Wenn die norwegische Regierung herkömmliche Autos abschaffen will, ist das ihr gutes Recht. Schließlich wurde sie demokratisch gewählt. Doch König Harald V. und seine Ministerpräsidentin Erna Solberg müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, halbherzig, inkonsequent oder sogar unehrlich vorzugehen.

Wenn sie schon der eigenen Bevölkerung den Benzin- und Dieselhahn zudrehen wollen, dann sollten sie sich auch einmal überlegen, was mit dem Export der täglich geförderten zwei Millionen Barrel Erdöl für Raffinerien in Europa geschieht, an dem sich Norwegen mehr als gesundgestoßen hat. Trotz des Ölpreisverfalls hat das Land durch den Verkauf des schwarzen Golds inzwischen über 800 Milliarden Euro angehäuft. Dieser Betrag soll in Kürze auf über eine Billion steigen und als Rücklage für die staatlichen Sozialkassen dienen, wenn der Stoff zur Neige geht. Gleichzeitig liegt der norwegische Lebensstandard schon heute weltweit an der Spitze.

Seit der Erschließung seiner Öl- und Gasreserven Anfang der 1970er Jahre explodierte in Norwegen die wirtschaftliche Entwicklung enorm. Aus einem der ärmeren europäischen Länder, geprägt vor allem durch Schifffahrt, Fischfang, Land- und Forstwirtschaft, wurde einer der größten Öl- und Gasexporteure der Welt mit hohem Bedarf an Arbeitskräften, einem der höchsten Pro-Kopf-Einkommen und einer der teuersten Hauptstädte der Welt.

Wenn die norwegische Regierung ernsthaft und konsequent den Klimaschutz vorantreiben will, muss sie nicht nur Autos mit Verbrennungsmotor abschaffen, sondern auch die heimische Erdölförderung einstellen. Wie sie dann allerdings ihrem Volk den Verlust von 200 000 Arbeitsplätzen erklären will, ist ihre Sache. (ampnet/hrr)

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Hans-Robert Richarz.

Hans-Robert Richarz.

Foto: Auto-Medienportal.Net

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